Pilotprojekt abgetrennte Radwege in Berlin: ein Vorbild für alle deutschen Städte?

Radfahren in großen Städten kann gefährlich sein. Klar, dass Städten daran gelegen ist, die Straßen für alle sicherer zu machen. Berlin hat ein Pilotprojekt für abgetrennte Radwege ins Rollen gebracht.

Pilotprojekt abgetrennte Radwege in Berlin: ein Vorbild für alle deutschen Städte?
© JFL Photography
Erstellt von Velonest vor 5 Jahren
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Berlin: fahrradfreundlich oder –unfreundlich?

Wie fahrradfreundlich ist Berlin? Die Antwort auf die Frage fällt unterschiedlich aus. Eine deutschlandweite Umfrage, der Fahrrad-Klimatest vom Allgemeinen Fahrrad-Club ADFC, kommt 2016 zum Schluss, dass Berlin fahrradunfreundlich ist. Im Gegensatz dazu sieht die international ausgelegte Erhebung Copenhagen Index Berlin jedoch 2017 auf Platz Zehn der fahrradfreundlichen Städte. Wie kommt es zu diesem Unterschied?

Ein Grund dafür könnte sein, dass die Kopenhagener Untersuchung nur Metropolen ab einer Größe von 600.000 Einwohnern aufgenommen hat. Ein weiterer vielleicht, dass der Copenhagen Index die Praxis vor Ort nicht sieht. Für die Erhebung vom ADFC wurden Radfahrer befragt, die in ihren Städten unterwegs sind. Nach ihnen gehört Berlin zu den Schlusslichtern der Tabelle und landet auf Platz 36 von insgesamt 39 deutschen Städten.

Zwar gibt es in Berlin Radwege, jedoch sorgen die nicht für flüssiges Radfahren. Die Radwege sind zugeparkt, zugestellt, durch Baustellen unterbrochen oder enden abrupt, sodass das Fahren gefährlich wird. Selbst ein Fahrradhelm würde davor nicht schützen. Zusätzlich sind immer wieder Radtote zu beklagen, viele davon verursacht von LKW-Fahrern.

Sichereres Radfahren durch das erste Mobilitätsgesetz Deutschlands

Auch ungeeignete Ampelschaltungen führen dazu, dass das Radfahren in Berlin nicht für alle attraktiv ist. Um die Berliner Radwege sicherer und den Radverkehr attraktiver zu machen, hat der Senat 2018 im Berliner Mobilitätsgesetz auch ein Paket an Maßnahmen beschlossen, das den Radverkehr verbessert. Im bundesweit ersten Mobilitätsgesetz hat der Senat festgelegt, dass er den Rad- und Nahverkehr stärker als den Autoverkehr fördern will.

Radfahrer können sich auf Folgendes freuen:

  • Ein Radverkehrsnetz auf Haupt- und einigen Nebenstraßen, auf dem Radfahrer lückenlos und sicher unterwegs sind
  • Radstreifen auf Hauptstraßen sollen so breit sein, dass sich Radfahrer gefahrlos überholen können
  • z.T. abgetrennte Radwege, die mit Pollern von der Straße separiert sind. Dadurch können sie nicht durch Autos blockiert werden
  • Es wird Schnellverbindungen für Radfahrer geben, die eine Grüne Welle ermöglichen
  • 100.000 neue Stellplätze für Räder, ungefähr die Hälfte in der Nähe von Bussen und Bahnen
  • Kreuzungen, die Unfallschwerpunkte sind, sollen umgebaut werden

Das Gesetz ist umstritten, da es teilweise zu Lasten von Autofahrern geht. Der Platz in der Stadt ist begrenzt und für mehr Radstreifen müssen an einigen Stellen die Spuren für Autos eingeschränkt werden. Daher gibt es Kritik von Unternehmern, die den Wirtschaftsverkehr dadurch behindert sehen. Initiativen wie Critical Mass, die mehr Fahrradfahrer auf die Straßen bringen möchte, dürften zufrieden sein.

Es bleibt abzuwarten, ob Berlin die geplanten Baumaßnahmen bis 2020 schafft. Falls ja, ist es vielleicht ein Beispiel, das in anderen deutschen Städten Nachahmer findet.

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